Forststeig

Forststeig
  • Deutschland, Tschechien, April 2019

  • Etappen: Schmilka – Taubenstein Biwak – Sněžník – Kamphütte – Rotsteinhütte – Nikolsdorf Biwak – Bad Schandau

  • 100 km

Jaaaa…auch in Sachsen kann man eine Treckingtour machen. Sozusagen „fast“ vor der Haustür startet seit April 2018 eine ausgewiesene Treckingroute: der Forststeig im Elbsandsteingebirge! Die Strecke ist circa 100km lang und führt durch die sächsisch-böhmische Schweiz. Übernachtet werden kann auf Biwakplätzen oder in kleinen Selbstversorger-Hütten. Eine ziemlich runde Sache.

Mit von der Partie sind natürlich Lia & Dori, sowie ein guter Freund, Micha. Am Abend der 4. Etappe wird sich die kleine Wandergruppe nochmal vergrößern. Ab hier laufen wir 7-köpfig weiter,  inklusive drei Hunden.

Etappe 1: Bye bye Elbe!

In Bad Schandau, direkt an der Elbe, startet unser kleines Abenteuer. Im Tourismuscenter decken wir uns noch mit einer Karte und Treckingtickets ein. Mit denen bezahlt man unterwegs die Übernachtung in den Hütten oder auf dem Biwakplatz. Nach einer kurzen Busfahrt bis Schmilka und Übersetzen mit der Elbfähre (man muss ja alles mal gemacht haben), sind die Füße dran.

Gleich zu Beginn, ab dem Bahnhof Schmilka, geht’s kurz aber knackig bergauf, hier trifft man auch auf die erste Hinweistafel zum Forststeig, mit einer groben Karte und Etappenvorschlag. Wir folgen den gelben Markierungen, auf einen kleinen Pfad. Dieser schlängelt sich gemütlich durch Buchenwald und die Elbe, unten im Tal, haben wir immer im Blick.

Lia und Dori sind ganz fröhlich, sie rennen und springen ausgelassen durch die Botanik. Es gibt ja auch allen Grund, um fröhlich zu sein, wir sind draußen im wunderschönen Elbsandsteingebirge, werden die nächsten Nächte im Zelt schlafen und das Wetter ist phänomenal! Sonne und strahlend blauer Himmel.

Im Gelobtbachtal wandern wir weiter Richtung Großer Zschirnstein. Den gilt es dann auch zu erklimmen, und dabei macht sich das Rucksackgewicht schon bemerkbar. Oben angekommen belohnen wir uns mit einer Mittagspause und genießen den fantastischen Ausblick. Wald soweit das Auge reicht, nur unterbrochen von den typischen Felsformationen des „Elbis“.

Beim Abstieg verpassen wir wohl eine Markierung, und laufen statt links auf einem kleinem Pfad, auf einem großen Forstweg weiter. Zum Glück dämmert uns bald, dass wir hier falsch sind. Querfeldein laufen wir durch den Wald wieder bergan, bis wir auf „unseren“ Pfad treffen. Hier ist es auch gleich viel idyllischer. Wir laufen vorbei am Zschirnstein-Biwakplatz, einer weiteren Möglichkeit zum übernachten und an den Abzweigen in Richtung Grenzbaude und Haselmausbaude, zwei Übernachtungshütten. Der Weg führt hier immer entlang der deutsch-tschechichen Grenze…verirren kann man sich hier nicht mehr, die weißen Grenzsteine sind wunderbare Markierungen. Hier kommen wir auch sehr schnell vorran, und sind bald am Tagesziel: dem Taubenteich-Biwak.

Wir schlagen die Zelte auf, Platz ist reichlich. Es gibt auch eine gemütliche Sitzgruppe, eine Biwakhütte, Kompost-WC und eine große Feuerstelle mit Holz. Für Trinkwasser sorgt ein kleiner Bach, gleich am Biwakplatz.

Etappe 2: Böhmische Dörfer!

Nach einer recht frischen Nacht gibt es ein gemütliches Frühstück am Lagerfeuer. Wir können uns Zeit lassen, denn heute stehen nur 12 km auf dem Plan, bis nach Sněžník. In diesem kleinen Ort haben wir eine Unterkunft gebucht, da der Campingplatz in Ostrov noch geschlossen sein soll. (Dem ist nicht so, aber das erfahren wir erst morgen!)

Nochmals folgen wir ein Stück der Grenze, es geht wieder durch Wald, und anschlißend ca 3 km Straße. Allerdings sehr ruhig und wenig befahren.

Nun geht es wieder bergauf, der Děčínský Sněžník wartet auf uns mit 722 MüM. Ganz schön anstrengend mit Rucksack und bei sommerlichen Temperaturen. Oben gibt es eine…na gut..mehrere Pausen, um den Ausblick zu genießen und Mittag zu essen. Lia und Dori machen es sich gemütlich und dösen in der Sonne. Die Felswände des Děčínský Sněžník fallen fast senkrecht ab, und am Fuß des Berges liegen große Felsbrocken, ein Boulderparadies.

Der Abstieg ist relativ flott, und nach kurzer Suche im kleinen Dorf finden wir unsere traumhafte Unterkunft: Guest House Sněžník. Hunde sind hier herzlich willkommen und am nächsten Morgen gibt es ein fantastisches vegetarisches/veganes Frühstück, mit regionalen und Bio-Produkten.

Etappe 3: Hüttenromantik?

Heute wollen wir ca 18km bis zur Kamphütte laufen, eine der Treckinghütten des Forststeigs. Um die Straße im Ort zu meiden kürzen wir quer über die Wiese und am Waldrand ab. Da steht für Lia und Dori gleich zu Beginn der Strecke Mäusebuddeln mit auf dem Programm.

Weiter geht es durch Birkenwald und am Weg finden sich immer wieder Infotafeln, über das frühere Leben im „Grenzland“. Nach 4 km erreichen wir Ostrov. Vorbei am Campingplatz verpassen wir (mal wieder) eine Markierung und kürzen ungewollt ab. Wir verpassen den Aufstieg zu Tiské stěny, aber egal, es ist eh viel zu warm und es warten ja noch Zeisigstein und Hartenstein auf uns. Hoch und runter…hoch und runter.

Schneller als gedacht sind wir an der Kamphütte. Leider liegt sie direkt an einem Forstfahrweg, das ist nicht gerade gemütlich. Ich baue mein Zelt an einer freien Ecke auf, denn Hunde sind in den Hütten nicht erlaubt. Da es an der Hütte kein Wasser gibt, laufen wir noch eine kleine Runde zu einer nahegelgenen Quelle. Wir füllen alle vorhandenen Flaschen, es soll ja bis morgen reichen.

Lia macht es sich gleich im Zelt bequem, während Dori ein „Laubbettchen“ baut, niedlich die Kleinen! Sie haben die heutige Etappe wieder munter mitgemacht, ich bin glücklich das es so gut läuft mit den Beiden.

Etappe 4: Hoch und runter!

Heute soll sich unsere Wandergruppe vergrößern, am Abend wollen wir uns an der Rotsteinhütte mit zwei Freundinen und deren Hund treffen. Aber erst mal müssen wir dort hin, und da hält der Streckenverlauf ganz schön was parat…

Es geht los: Abstieg ins Bielatal und auf der anderen Seite gleich wieder hinauf, zu den Herkulessäulen. Abstieg ins Bielatal und abermals auf der anderen Seite wieder hoch, zur Johanniswacht. Dann, jaaaaaaa, Abstieg ins Bielatal…dieses Spiel setzt sich fort, bis wir auf der Grenzplatte ankommen.

Hier dürfen wir längere Zeit die erkämpften Hohenmeter genießen. Es ist auch schon Mittagszeit, und wir legen eine Rast ein. Die Aussicht ist wunderbar.

Am Nachmittag hält es sich mit den Auf- und Abstiegen in Grenzen. Zwei kurze Leitern sind noch dabei, aber selbst diese sind mit Hund gut zu bewältigen. Lia und Dori tragen Geschirre, mit zusätzlichem Bauchgurt. Da kann man schnell mal am Henkel des Geschirrs zupacken und sie unterstützen oder heben. Rausrutschen können sie dabei nicht. Praktisch, so ein Henkel 😉

Ein absolutes Highlight ist der kleine Badetümpel am Wegesrand: entdeckt und gleich die Chance auf ein Bad genutzt!

Das Tagesziel, die Rotsteinhütte, liegt wirklich sehr schön im Wald. Wir finden auch ein Fleckchen für´s Zelt. Als der Rest der Gruppe eintrifft, bringen sie jede Menge Essen und sogar Wein mit, das wird ein lustiger Abend.

Etappe 5: Labyrinth!

Unser Ziel heißt heute Nikolsdorfer Biwakplatz, der ist noch ganz frisch und deshalb nicht auf jeder Karte zu sehen. Egal, hin da! Nach ca 4 km kommen wir an einer weiteren Übernachtungsmöglichkeit vorbei, dem Spitzsteinbiwak. Hier sieht es sehr gemütlich aus, mit kleiner Hütte und hübsch mitten im Wald. Na ja, vielleicht beim nächsten Mal.

Nun erwartet uns der erste Anstieg, aber eher mäßig mit 474 MüM, zum Katzstein. Es gibt Aussicht zu genießen und eine kleine Steinkatze zu sehen. Sie steht als trauriges Denkmal für die ehemals hier lebenden Wildkatzen, von denen 1809 die letzte geschossen wurde.

Wir legen ein Päuschen ein, was besonders die Hunde freut. Jeder aus der Gruppe hat kleine Leckerchen parat, und die werden großzügig verteilt. Da wird auch gleich der Rucksack leichter ;). Wir vegleichen, wer was schleppt…bei mir sind es ca 18kg, das liegt am Hundefutter und am Wasservorrat!

18 scheint heute die magische Zahl zu sein, denn so weit ist es von hier noch bis Nikolsdorf. Also auf zur nächsten Aussicht: in einer Schleife gehts über den Lampertstein. Und hier gibts eine Menge zu sehen! Die Festung Königstein und den Papststein können wir eindeutig ausmachen, neben all den anderen Sandstein-Bergen, die aus dem Wald ragen. Auch den Lauf der Elbe sehen wir schon.

Das letzte Stück Weg führt durch das „Labyrinth“, eine besonders reizvolle Steinformation, mit vielen kleinen Gängen und Niechen. Hier gibts jede Menge zu entdecken und Verlaufen fällt ganz leicht. Wir schlängeln uns hindurch, und oft werden Kletterzustiege als Wege benutzt.

Am Ausgang des Labyrinths winkt schon der Biwakplatz. Er ist ziemlich klein, am Rand eines Walderlebniszentrums. Und weil hier gerade jemand was erlebt, ist es ziemlich laut bis in die Nacht. Zeltwände sind eben ein schlechter Schallisolator.

Aber zum Trost gibt es einen wunderbaren pinken Mond zu bestaunen, das entschädigt für alles!

Etappe 6: So schleppt jeder sein (Wasser-) Päckchen!

Der letzte Tag ist angebrochen, die Sonne scheint, es verspricht ein heißer Tag zu werden.

Wir lassen uns Zeit am Morgen, denn heute haben wir nicht mehr all zu viel auf dem Zettel. Bei den offiziellen 21 Etappenkilometer werden wir etwas mogeln. Wir haben beschlossen die zwei größten Touristenmagneten, die sich heute auf dem Weg befinden, zu umgehen. Gohrischstein und Papststein. Denn immerhin ist Ostersamstag, und das halbe Land ist auf den Beinen.

Zum Start geht es ruhig durch Wald, über Pfade, Forstwege und umgestürzte Bäume (Hier auch manchmal eher drunter, als drüber.)

Sehr bald kommen wir an die Biela, einem kleinen Fluss. Wir füllen Wasser auf, und zwar reichlich, denn bis zum Etappenende kommt keine Möglichkeit mehr dazu. Damit sich das zusätzliche Gewicht gleich richtig bemerkbar macht geht es nun bergauf, richtig steil auf einem kleinen Trampelpfad. Gut, das Lia vorwärts will und mich zieht. Ist ja auch ihr Wasser, was ich hier mit trage!

Den Quirl, einen Aussichtspunkt, nehmen wir noch mit…wie so viele andere Ausflügler auch. Weiter gehts Richtung Cunnarsdorf, Kleinhennersdorf und schließlich Bad Schandau! Die Elbe hat uns wieder.

Noch ein gutes Stück am Elberadweg und der Straße entlang, und wir stehen wieder am Bahnhof, wo wir vor ein paar Tagen gestartet sind.

Erste Amtshandlung: Bier und Radler für die Zweibeiner, frisches Wasser und Leckerli für die Vierbeiner!

Fazit:

Das Projekt „Forststeig“ ist eine wunderbare Sache, danke dafür! In Deutschland ist es leider all zu selten möglich, in offenen Hütten zu übernachten oder (gesetzestreu) zu biwakieren. Wunderbar, das hier die Möglichkeit dazu gegeben wird.

Der Forststeig ist ideal für alle, die Trecking einmal testen wollen. Man läuft nicht in der großen Wildnis, sondern in touristisch gut erschlossenem Gebiet. So kann man jederzeit Proviant neu besorgen, sich eine Unterkunft nehmen, abkürzen oder auch abbrechen. Der nächste Bus kommt um die Ecke.

Leider liegt hier auch der Hase im Pfeffer: touristisch gut erschlossen bedeutet eben auch, das die Wege teilweise stark frequentiert sind, und man sich gegebenenfalls Hütten und Biwakplatz mit vielen anderen teilen muss.

Infos:

Forststeig Elbsandsteingebirge